Im tiefsten Herzen des alten Waldes, verborgen unter den Schatten uralter Bäume, existierte eine Welt, die nur wenigen Sterblichen bekannt war. Hier herrschten Kreaturen, deren Existenz in den Legenden der Menschen nur als Flüstern weitergegeben wurde, doch unter den Eingeweihten des Waldes war ihre Macht unbestritten. Es war der Wald der Ewigkeiten, ein Ort, an dem die Grenzen zwischen Realität und Magie längst zerschmolzen waren, ein Reich, das sich mit jedem Atemzug der Erde veränderte und dennoch zeitlos schien.
Inmitten dieser Zauberwelt lebte ein Wesen, das so strahlend und mächtig war, dass es sowohl Ehrfurcht als auch Freude verbreitete – ein Einhorn namens Luna. Doch Luna war kein gewöhnliches Fabelwesen. Ihre Augen, so tief und dunkel wie die Sterne der Mitternacht, waren Zeugen unzähliger Zeitalter, und doch trug sie in ihrem Herzen eine Leichtigkeit, die den schwersten Schatten zu vertreiben vermochte. Ihr Fell glitzerte in den Farben der Morgendämmerung, und ihre Hufe hinterließen Spuren aus silbernem Staub, der die Luft zum Flirren brachte.
Ein gestohlenes Gleichgewicht
Eines Tages, als der Wind Geschichten von fernen Orten flüsterte und das Lied der Vögel düsterer klang als gewöhnlich, beschloss Luna, eine Reise zu unternehmen. Nicht aus Langeweile oder Wanderlust, sondern weil die Magie des Waldes im Fluss der Zeit gestört worden war. Der Regenbogen, der das Gleichgewicht der Elemente symbolisierte, war verschwunden. Ohne ihn begann der Wald, seine Farben zu verlieren, die Flüsse erstarrten in trüben Tönen, und die Sterne am Himmel flackerten, als wären sie dem Verlöschen nahe. Etwas Dunkles schlich sich in die Wurzeln des Waldes ein, und Luna spürte, dass ihre Reise nicht nur ein einfaches Abenteuer sein würde, sondern eine Prüfung, die über das Schicksal des Waldes entscheiden könnte.
Luna machte sich auf den Weg, und bald gesellte sich eine unerwartete Gestalt zu ihr: Fluffy, ein kleiner, grün schimmernder Drache, der sich seiner Größe nicht bewusst schien. Trotz seiner kleinen Statur und seiner immerzu fröhlichen Art war Fluffy ein weiser Begleiter. Die uralte Magie, die in seinen Adern floss, war tief mit dem Wald verbunden, und auch wenn er das meiste davon in kindlicher Unschuld verbarg, so konnte Luna die Tiefe seiner Kräfte spüren.
Das Rätsel des Kobolds
Mit neuem Entschluss im Herzen machten sich Luna und Fluffy auf den Weg zur Höhle der Träume. Als sie den Eingang erreichten, schimmerte die Luft um sie herum in seltsamen, flüchtigen Farben. Drinnen, in der tiefen Dunkelheit, saß der Kobold auf einem Thron aus Knochen und verdorrten Blumen. Seine Augen funkelten vor Wahnsinn, und sein Lachen hallte wie das Echo vergessener Schreie durch die Höhle.
„Ihr wollt den Regenbogen?“ zischte er, während sein Blick zwischen Luna und Fluffy hin und her sprang. „Ihr müsst mir einen Gefallen tun, bevor ich ihn euch gebe. Ein Rätsel, das selbst die mächtigsten Magier nicht lösen konnten.“
Der Kobold lächelte düster. „Was kann man brechen, ohne es zu berühren?“
„Ein Versprechen“, antwortete Luna ruhig, während sie die Magie des Waldes durch sich fließen ließ.
Der Kobold hielt inne, seine Augen weiteten sich in Überraschung. Dann lachte er, doch es war kein glückliches Lachen. Es war voller Verzweiflung und Angst. „Ja, das ist die Antwort“, murmelte er. „Aber wusstet ihr auch, dass ein gebrochenes Versprechen eine Seele kosten kann?“
Die Höhle begann zu beben, als der Kobold sich auflöste, seine Essenz verschwand in einem Wirbel dunkler Magie. Doch als er verschwand, kehrte der Regenbogen zurück, und Luna wusste, dass das Gleichgewicht des Waldes gerettet war – zumindest für jetzt.